Editorial: Sie kommen als Menschen und werden zu Fachkräften

Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2019 wurde ein rechtlich-institutioneller Rahmen für eine stärkere Erwerbsmigration nach Deutschland gespannt. 2023 erleichterte die Bundesregierung die Einwanderung von Fachkräften aus Staaten außerhalb der EU. Im Hinblick auf nicht oder nicht hinreichend qualifizierte Zugewanderte stellt sich für Gewerkschaften die Frage, welche Rolle Bildung und Qualifizierung für eine gelingende Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft spielen (können).

Vera Egenberger: Eingewanderte ohne Qualifikation qualifizieren! – Bildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten für Eingewanderte und Geflüchtete aus der migrationspolitischen Perspektive

Im ersten Beitrag gibt uns Vera Egenberger, Referentin beim DGB-Bundesvorstand, einen gewerkschaftlich kommentierten Überblick über die mit dem FEG neu normierten Aufenthaltstitel für Menschen aus sogenannten Drittstaaten, die nach Deutschland einwandern oder hierher geflüchtet sind, und formuliert auf der Basis dieser Rahmenbedingungen zentrale Anforderungen an die Anerkennung ausländischer Qualifikationen.

Claudia Moravek, Vira Bushanska: Wichtiges Integrationsinstrument statt Einwanderungshürde – Wie sich die Rolle der Berufsanerkennung durch die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes ändert

Mit dem Beitrag von Claudia Moravek und Vira Bushanska (beide vom Bundesinstitut für Berufsbildung) werfen wir einen Blick in den Maschinenraum des wichtigsten bildungspolitischen Integrationsinstruments für Zugewanderte, der Anerkennung ausländischer Qualifikationen.

Katharina Bock, Lea Berges, Katharina Drummer: Von der Komplexität einer bürokratischen Großküche – Anerkennung im Kontext der Fachkräfteeinwanderung

Geradezu wie die Faust aufs Auge, schließt sich der Beitrag von Katharina Bock, Lea Berges und Katharina Drummer vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) an. Die Autorinnen zeigen die schiere Unüberschaubarkeit an Zuständigkeiten und Akteuren zwischen der Beratung, Begleitung und Qualifizierung auf, deren Komplexität nun das reformierte FEG deutlich erhöht. Aber sie haben auch Lösungsmöglichkeiten auf der Basis bisheriger Erfahrungen aus dem Kontext des IQ-Netzwerkes parat.

Alexandru Firus, Michael Baumgarten, Anel Crnovrsanin: Potentiale des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes bei der Gewinnung von Fachkräften für den deutschen Hochbau

Eine andere Perspektive bringen Alexandru Firus, Michael Baumgarten (beide PECO-Institut) und Anel Crnovrsanin (Europäischer Verein für Wanderarbeiterfragen) mit ihrem Beitrag ein. Die Autoren zeigen die Grenzen des FEG und der Anerkennungsverfahren am Beispiel migrantischer Beschäftigter in dieser Branche auf und machen deutlich, dass die Zugänge zu Bildung und Qualifizierung hier stark von der arbeits- und sozialrechtlichen Verfasstheit von Beschäftigung abhängig sind.

Petra Schütt, Isabel Klein: Kommunale Brücken bauen – Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten durch systemische Qualifizierungsstrategien in München

Petra Schütt und Isabel Klein (beide im Referat für Arbeit und München der Landeshauptstadt München für kommunale Beschäftigungspolitik und Qualifizierung zuständig) stellen mit ihrem Beitrag den Möglichkeitsraum von Kommunen am Beispiel der Beschäftigungspolitik der Stadt München vor. Das Interessante am Münchner Beispiel ist der systemische Ansatz, der die kommunale Arbeitsmarktpolitik steuernd an den Schnitt-stellen platziert und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Beratung, Begleitung und Qualifizierung von Zugewanderten nutzt.

Bettina Ehrhardt: Wie internationale Fachkräfte die deutsche Wirtschaft bereichern

Mit dem letzten Beitrag von Bettina Ehrhardt (für die IQ-Projekte der Handwerkskammer Hamburg zuständig) werden an drei anschaulichen Beispielen die Aktivitäten der Servicestelle Handwerk und Integration vorgestellt. Die Projekte der Servicestelle sind nah an den Bedürfnissen des örtlichen Handwerks angelagert und vor allem durch eine enge Verzahnung der Angebote und die Begleitung von Beschäftigten und Arbeitgebern durch die Handwerkskammer charakterisiert – und gerade deshalb auch erfolgreich.