Uta Kupfer (Leiterin des Bereichs Bildungspolitik der vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di)
Das Interview wurde uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt und in Auszügen zitiert. Eingeleitet wurde der Text von Uta Kupfer aus der ver.di-Hauptverwaltung. Das Projekt hat sich im Unternehmen erfolgreich etabliert.
Einführung zum Projekt
Wie nachhaltig arbeiten Betriebe und Unternehmen, ist eine grundlegende Frage, der sich seit einigen Jahren Unternehmen aus der Versicherungswirtschaft stellen müssen. Seit 2022 sind Versicherungsunternehmen verpflichtet bei der Vermittlung von Versicherungsanlageprodukten ihre Kunden auch zu deren Nachhaltigkeitspräferenz zu befragen und dann entsprechend zu beraten. Ebenfalls seit 2022 wird in der Versicherungswirtschaft nach der neuen Ausbildungsordnung „Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen ausgebildet. Bestandteil dieser neuen Ausbildungsordnung sind die 2021 neu gestalteten Standardberufsbildpositionen, die von Sachverständigen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber gemeinsam erarbeitet wurden und in jedem Ausbildungsberuf dazu gehören.
Ein neuer Aspekt darin, ist das Thema Nachhaltigkeit. Die Anforderungen an nachhaltiges Handeln verändern die Arbeitswelt so, dass auch ordnungspolitisch darauf reagiert werden musste. Ein Lernziel in den neuen Standardberufsbildpositionen lautet: „Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln“. Dieses Lernziel umzusetzen, bedeutet mehr als Umweltschutz, sparsamer Umgang mit Ressourcen u.Ä.
Aber wie kann es gelingen Auszubildende mit allen Aspekten von Nachhaltigkeit vertraut zu machen? Die Auszubildenden der BGV-Versicherung AG haben gemeinsam mit ihrer Ausbildungsleitung diese Aufgabe zum Anlass genommen, um ein Projekt zu initiieren. Mit diesem Projekt haben sie sich 2023 für den InnoWard der Versicherungswirtschaft beworben, einen Preis, der jährlich auf dem Bildungskongress der Versicherungswirtschaft für die besten innovativen Ideen in der Ausbildung und in der Personalentwicklung vergeben wird. Aus den zahlreichen Einreichungen wählt eine Jury, an der auch ver.di beteiligt ist, bereits im Vorfeld die ihrer Meinung nach jeweils drei besten Projekte aus, die dann auf dem Kongress den Preis erhalten.
Das Projekt BeGreenVision-Die Nachhaltigkeitschallenge erhielt von mir, als Mitglied der Jury eine sehr gute Bewertung und konnte sich auch bei den anderen Jurymitgliedern durchsetzen, so dass es den Hauptpreis den Hauptpreis gewann. Das Projekt verbindet die Aspekte eines nachhaltigen Lebens mit Nachhaltigkeit im Unternehmen und in den Produkten des Unternehmens.
Ein jahrgangs- und ausbildungsberufsübergreifendes Projektteam aus Kaufleuten für Versicherungen und Finanzanlagen sowie Fachinformatiker*innen entwickelte eine Anwendung für eine Nachhaltigkeitschallenge. Die Themen der Challenge lauten: Ernährung, Ressourcenschonung, nachhaltige Kapitalanlagen, nachhaltige Kundenberatung sowie gesellschaftliches Engagement. In diesen fünf Kategorien können Nachhaltigkeitspunkte gesammelt werden und am Ende gibt es für die Gewinner Preise. Innerhalb dieser Kategorien gibt es Challenges, die Pflichtaufgaben für jeden Azubi darstellen, wie die Teilnahme am Seminar „Der grüne BGV Berater“. Dazu kommen freiwillige Challenges mit denen Zusatzpunkte gesammelt werden können.
Ressourcenschonung, nachhaltige Kapitalanlagen und Kundenberatung sowie gesellschaftliches Engagement. Hierbei gibt es sowohl verpflichtende als auch freiwillige Aufgaben zu bewältigen, um am Ende eines Ausbildungsjahres der Eco Champion zu werden und einen nachhaltigen Preis zu gewinnen. Auszubildenden lernen so, dass zum einen Nachhaltigkeit etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun hat und schon kleine Veränderungen, wie z.B. die Ernährung ausschließlich mit Produkten aus der Region, aber auch die Gestaltung der Produkte, die das Unternehmen verkauft, Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft haben.
Dieses Projekt ist eine sehr gute und fantasievolle Umsetzung der Lerninhalte aus der Standardberufsbildposition „Nachhaltigkeit“ die es verdient, weiter verbreitet zu werden. Inzwischen füllen die Auszubildenden das Projekt auch mit Leben, wie Unterstützungsaktionen bei der „Gaggenauer Tafel“ und beim Pfennigbasar des internationalen Frauenclubs Karlsruhe zu Beginn des Jahres gezeigt hat. Sie beteiligen sich damit aktiv an sozialen Projekten, sammelten Punkte für ihre Nachhaltigkeitschallenge und tragen damit auch zur Stärkung eines demokratischen Miteinanders bei.
Im nachfolgenden Interview kommen die Projektbeteiligten selbst zu Wort und erklären noch einmal genauer, was es mit dieser Challenge auf sich hat.