U
nter der Überschrift „lebenslanges Lernen“ gehört Weiterbildung seit Jahren im offiziellen Politikbetrieb zu den selbstverständlich postulierten Politikfeldern der Nation. Zu diesen Selbstverständnissen gehört: Ohne Weiterbildung ist der Strukturwandel nicht zu bewältigen. Weiterbildung ist ein immer wiederkehrendes Instrument, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in wirtschaftlichen und sozialen Krisen oder im Zuge neuer technischer, organisatorischer oder struktureller Herausforderungen neue berufliche Perspektiven zu eröffnen. Ohne Weiterbildung werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Anforderungen durch neue Technologien, Arbeitsstrukturen und Arbeitsabläufen nicht gerecht. Im gegenwärtigen politischen Diskurs ist Weiterbildung „die zentrale Antwort auf diesen vor allem digital getriebenen Strukturwandel“ (so Sven Rahner in diesem Heft). Weiterbildung ist widersprüchlich. Sie schwankt zwischen ökonomischen Anforderungen, der Notwendigkeit politischer Bildung und den Wünschen und Interessen einer breiten Persönlichkeitsbildung. Zugleich wird sie selbst zum Spielball weitreichender Ökonomisierung. Die Arbeitsbedingungen der in den Institutionen Beschäftigten sind häufig prekär. Aller politischen Bedeutungszuschreibung zum Trotz ist Weiterbildung von einer regulierten vierten Säule des Bildungswesens weit entfernt.
Hier der Überblick über die Ausgabe 03-2019.
Prof. Dr. Bernd Käpplinger hatte in einem kurzen Artikel von einer Gegenwartspraxis eines „lebenslangen Lernen(s) 3.0 und der Notwendigkeit einer neuen „Erzählung und Praxis der Weiterbildung“ geschrieben. Zielgruppengenaue, auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes verengte und detailregulierte Weiterbildung werde den aktuellen gesellschaftlichen und ökonomischen Anforderungen sowie den Bedürfnissen und Interessen der Lernenden nicht gerecht. Stattdessen brauche es eine neue Weiterbildungspolitik, welche „den Autonomiebegriff zur Leitidee erheben könne“ (ebd.). […]
Für Prof. Dr.Ing. Wilhelm Bauer und Gabriele Korge vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation leitet sich auf der Basis der digitalen Transformation aus dem Wandel der Arbeit auch ein enormer Veränderungsprozess in der Weiterbildung ab. Mit großer Geschwindigkeit verlieren klassische Bildungsformate an Bedeutung, betriebliches Lernen – ein Hinweis auf ein mögliches und neues Narrativ – gewinnt an Bedeutung. […]